Sonntag, 20. März 2011

Krankenakten in der Cloud - alles schon da?

In diesem Beitrag möchte ich erläutern, wie ich von unserer Hauapotheke über einen Vortrag zum Thema "Management of health care data" und Cloud IT zu Google komme. Geht nicht? Einfach weiterlesen!

Vor kurzem war unsere Hausapotheke rege in Gebrauch: alle verfügbaren Mittelchen wurden eingesetzt um Fieber, Hals- und Kopfschmerzen und Schnupfen zu bekämpfen. Nachdem wir zumindest teilweise erfolgreich waren, heute der Rückschlag: der Kleine hat mal wieder Fieber und ich verfluche meine Nasennebenhöhlen.

Beim Stichwort "Fieber" fiel mir dann ein Vortrag von der BTW2011 wieder ein. Dieter Gawlick zeigte in seiner Präsentation zum Thema "An Integrated Data Management Approach to Manage Health Care Data" ungefähr folgendes Bild:



Es geht darum, die Masse an Messdaten (Blutwerte, Blutdruckwerte, EKG-Daten, Temperaturkurven etc.), die auf der Intensivstation eines Krankenhauses anfallen, erstmal in einer Datenbank zu konsolidieren. Heute entstehen diese Daten in unterschiedlichen Geräten und können nicht in einer Anzeige kombiniert und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Die so gesammelten, quantitativen Daten können nun mit Hilfe von Regeln aus einer Wissensdatenbank zu qualitativen Aussagen aufzubereitet werden. Bei stark Herzinfarkt gefährdeten Patiententen könnte bspw. ein Intervall von Blutdruckwerten festgelegt werden, das als unkritisch gilt. Gehen Messdaten ein, die diesen Bereich verlassen, würde ein Warnung angezeigt und das Krankenhaus-Personal könnte eventuell etwas schneller reagieren. Dafür muss das ganze natürlich entsprechend schnell funktionieren (Stichwort Datenkonsolidierung), die Regeln in der Wissensdatenbank müssen a) aktuell und b) am Besten von den Ärzten selbst definiert werden (bessere Vertrauensbasis) und - zu guter Letzt - die Algorhitmen zur Aussagen-Generierung müssen fehlerfrei und performant laufen.

In dem Vortrag wurde ich die ganze Zeit über das Gefühl nicht los, als würde mehr in dem Thema stecken - aber leider kam zu meiner Entäuschung nichts. Während ich dem Vortrag also noch lauschte, hatte ich dieses Modell bereits in meinen Notizen erweitert - über die Intensivmedizin hinaus. Denn was passiert, wenn ich als Patient von einem Krankenhaus ins andere verlegt werde? Was wenn mein Hausarzt Urlaub hat und ich zur Vertretung muss? Sollten dann nicht "meine" "Messreihen" "mir" und den mich behandelnden Ärzten immer und überall zur Verfügung stehen?

Also alles in die Wolke:


Dann könnte ich bei jedem Arzt zu dem ich gehe darauf vertrauen, dass der Mediziner meine komplette Historie kennt. Keine Chance mehr, dass ich bei einem neuen Arzt die ein oder andere Vorerkrankung (bewußt) auslasse. In die Regeldatenbank könnten langfristig gesetzliche Vorgaben zentral zur Verfügung gestellt werden, genauso Standards, die von anerkannten medizinischen Organisationen definiert werden. Natürlich müssten Sicherheitsstandards definiert werden: Wer darf z.B. an meine Daten und wer nicht? Aber meine Güte, das mit der EC-Karte, dem bargeldlosen Bezahlen und den Kontoauszügen funktioniert doch auch, und die Gesundheitskarte inklusive den Banken - pardon: Krankenkassen - ist auch schon da.

Erst dachte ich: So einfach, warum kommt da sonst keiner drauf? Und dann fiel mir ein: Weil Du's bei Jeff Jarvis gelesen hast. What Google would do? Na, siehe oben bzw, in besagtem Buch.

Das System, dass Dieter Gawlick vorgestellt hat, gibt es bislang nur als Prototyp, der Nachfolger ist in Arbeit. Den Cloud-Ansatz hat Jeff Jarvis im Prinzip schon erläutert. Hm, aber wo gibt es den "Prototyp" schon im Einsatz? Ist das alles nicht schon irgendwo da? Und wenn ja, wer macht nun den nächsten Schritt?


Samstag, 5. März 2011

Google, das Web und Kunst

Ob nun Suchanfragen, neue Anwendungen, Cloud-Technologie oder die Kooperation zwischen Desktop- und Smartphone/Browser-orientierte Betriebssysteme - als Nelson Mattos, Vice President von Google, am Donnerstag in seiner Rede auf der BTW2011 über Googles Ansichten über Trends und Zukunftsaussichten sehr deutlich gemacht, wohin die Reise geht: ins Web, ins Web, ins Web.


Mattos zeichnete anschaulich den Weg nach, den die Innovationen im Bereich neuer Software-Anwendungen in den letzten Jahren namen. Und aus Sicht Google kamen diese - nach Skype als letzter "neuer, großer" Desktop-Anwendung - alle aus dem Web. Dabei benutzte Mattos auch den ein oder anderen Vergleich, den man an anderer Stelle schon gesehen hat. Insofern war die Rede dann nur ein leicht andere Spielart von "Shift Happens".

Glücklicherweise verschwieg der Google-Verantwortliche für die Region EMEA auch nicht die Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen die Firma in diesem Umfeld kämpft, z.B.:
  • Zuverlässige Hardware bzw. deren rechtzeitiger Austausch gegen neue
  • Energiekosten für Rechenzentren
  • Performance

Zum letzten Punkt: das menschliche Auge braucht zum Blinzeln ca. 0,1 Sek. - Googles Ziel für die Beantwortung jeder Suchanfrage sind weniger als 0,25 Sek., also etwas mehr als zweimal blinzeln.

Ansonsten hatte Mattos auch einige neue Dinge dabei. Dabei waren scheinbare Spielereien, z.B. Sudokus mit dem Handy fotografieren und lösen lassen, oder ein Brunnen (bzw. ein Bild davon) in Kaiserslautern mit dem Smartphone fotografiert, wurde von einer App interpretiert und um Infos wie Name des Brunnens, Ort etc. angereichert. Wer mehr erfahren will, findet Infos und die entsprechende App unter Google Goggles.

Getreu dem Motto "Tue Gutes und sprich darüber" präsentierte Mattos das GoogleArtProject: Mit höchstauflösenden Kameras wurden in mehr als 15 Museen Gemälde fotografiert und verbunden mit der ZoomTechnik aus GoogleMaps. Dazu kommen noch virtuelle Rundgängen durch die Museen, z.B. MoMA in New York, Alte Nationalgalerie in Berlin, Tate Britain in London. Der Screenshot unten deutet nur an, was man dabei alles entdecken kann - und eventuell beim echten Rundgang verpaßt.


GoogleArtProject


Freitag, 4. März 2011

BTW2011 in Kaiserslautern - Tag 3

Letzter Tag auf der BTW2011. Zum Beweis, dass ich wirklich dort war, sei links mal ein entsprechendes Foto vom Gebäude 42 der TU Kaiserslautern gezeigt (inkl. GI-Logo auf dem Eingangs-Poster für die Veranstaltung).

Hier die heutige Vortragsliste...

Keynote
  • Shivakumar Vaithyanathan (IBM): The Power of Declarative Languages: From Information Extraction to Machine Learning


Session 7: Maßgeschneiderte DB-Anwendungen
  • Sven Efftinge (itemis AG): Einsatz domänenspezifischer Sprachen zur Migration von Datenbankanwendungen

Tja, leider nur eine kurze Liste. Warum? Erstens dauerte die Veranstaltung heute nur bis 13:00 Uhr, zweitens hab ich mir die Verleihung des Dissertationspreises gespart (da war für mich dann schon gegen 12:00 Uhr Schluß) und drittens blieb ich nochmal längere Zeit bei einer Demo hängen, die ich mir gestern schon angetan hab:
  • Horst Werner (SAP AG): Mother of all Whiteboards (MOAW) - An Agile Visual Modeling and Exploration Tool for Irregularly Structured Data
Das Zeug hat was, bin echt begeistert. Dazu gibt's dann demnächst etwas mehr an dieser Stelle...Bis denn!


Donnerstag, 3. März 2011

BTW2011 in Kaiserslautern - Tag 2


Wie gestern bereits berichtet, folgt heute die zweite Liste der Vorträge, die ich auf der 14. Tagung der Gesellschaft für Informatik zum Thema Datenbanksysteme für Business, Technologie und Web an der TU Kaiserslautern besucht habe.

Lustiges Giveaway: Von Google gesponsort gab's den Tagungsband auf einem drei-in-eins Laserpointer-Kugelschreiber-4GB-USB-Stick (siehe Bild links, Abbildung ähnlich). Irgendwie praktisch.

Was gab's heut zu sehen?

Keynote:
  • Nelson Mattos (Google): The Web as the Development Platform of the Future

Session 4a: Anfrageverarbeitung
  • Goetz Graefe (HP): A Generalized Join Algorithm
  • Thomas Jörg (TU Kaiserslautern): View Maintenance using Partial Deltas
  • Francis Gropengießer (TU Ilmenau): Cloudy Transactions: Cooperative XML Authoring on Amazon S3

Industrie-Session 3: In-Memory und Cloud
  • Christian Tinnefeld (Hasso-Plattner-Institut Potsdam): Available-to-Promise on an In-Memory Column Store
  • Uwe Hohenstein (Siemens AG): Cloud Storage - Wie viel Cloud Computing steckt dahinter?

Ansonsten habe ich mir noch zwei sehr interessante Demos angeschaut:
  • Horst Werner (SAP AG): Mother of all Whiteboards (MOAW) - An Agile Visual Modeling and Exploration Tool for Irregularly Structured Data
  • Martin Oberhofer (IBM): Metadata-driven Data Migration for SAP Projects

Morgen kommt dann der dritte und letzte Tag...


Mittwoch, 2. März 2011

BTW2011 in Kaiserslautern - Tag 1

Wieder mal ein Bericht über eine Fachkonferenz im Bereich Information Technology, die ich besucht habe. Diesmal ging es nicht um Software-Entwicklung, auch nicht im Kleinen, auch ging es nicht um Cloud-Computing, nein:

Heute begann die 14. Tagung der Gesellschaft für Informatik zum Thema Datenbanksysteme für Business, Technologie und Web. Die Konferenz findet an der TU Kaiserslautern statt.

Ich möchte heute und die nächsten Tage lediglich die Vorträge kurz nennen, die ich besucht habe. Zu einigen habe ich bereits Ideen weiterentwickelt, diese werde ich in den nächsten Wochen noch ein wenig reifen lassen, bevor ich sie hier vorstelle. Bei anderen muß ich gestehen, dass ich wohl besser noch mal im Tagungsband nachlese und ein wenig recherchiere, bevor ich mehr zum Thema sage ;o).

Hier meine "Besuchsliste" von heute:

Keynote:
  • Hasso Plattner (Hasso-Plattner-Institute Potsdam): SanssouciDB - An In-Memory Database for Processing Enterprise Workloads

Session 1a: Verarbeitung großer Datenmengen
  • Fabian Hüske (TU Berlin): MapReduce and PACT - Comparing Data Parallel Programming Models
  • Lars Kolb (Universität Leipzig): Parallel Sorted Neighbourhood Blocking with MapReduce

Industrie-Session 1: Complex Event Processing & Reporting
  • Dieter Gawlick (Oracle Corporation): An Integrated Data Management Approach to Manage Health Care Data
  • Christian Seel (Software AG): Involving Business Users in the Design of Complex Event Processing Systems
  • Ruben Pulido de los Reyes (IBM): Fast and Easy Delivery of Data Mining Insights to Reporting Systems

Session 3: DB-Implementierung
  • Andreas M. Weiner (TU Kaiserslautern): Advanced Cardinality Estimation in the XML Query Graph Model
  • Mathias Böhm (TU Dresden): Efficient In-Memory Indexing with Generalized Prefix Trees
  • Joachim Klein (TU Kaiserslautern): Stets Wertvollständig! - Snapshot Isolation für das Constraintbasierte Datenbank-Caching

So, und jetzt ratet mal, wo ich nachschlagen muss *grins*.


Dienstag, 1. März 2011

Rezension: Faktor Vier - Doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch

Es war anstrengend, hat gedauert, aber endlich habe ich es geschafft - und es hat sich gelohnt.

Wenn ich diesen Satz auf meine Anstrengungen beziehen könnte, den Untertitel des Buchs "Faktor Vier" zu erfüllen, könnte ich einen wahren Erfolg vorweisen. Dagegen meine ich lediglich "Es war anstrengend, das Buch zu Ende zu lesen, hat gedauert....". Aber der Reihe nach: Im folgenden gehe ich kurz auf den Inhalt und meine gemachte Leseerfahrung ein, bevor ich zu einem kurzen Fazit komme.

Um was geht es?

Faktor Vier ist ein Bericht an den Club of Rome aus dem Jahre 1995. Die Autoren sind Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins. Das Buch liest sich durchaus als Antwort auf  den ersten Bericht an den Club of Rome, "Limits to Growth" aus dem Jahre 1972:  1995 geht es nun darum, diese Grenzen zu verschieben, bzw. gar nicht erst zu erreichen. Das Mittel der Wahl ist dabei eine konsequente Steigerung der Ressourcenproduktivität. Diese soll begleitet werden durch eine (Zitat Klappentext:) "zukunftssichernde, umweltschonende und dennoch profitversprechenden Wirtschaftspolitik". Das Buch gliedert sich im wesentlichen in 4 Teile:

Teil 1: 50 Beispiele für den Faktor Vier
Es werden wirklich 50 Beispiele vorgestellt:
  • von gesteigerter Energieproduktivität (20 Beispiele, vom Passivhaus über Kühlschränke und Beleuchtung bis zum Tomatenanbau)
  • über gestoigerte Stoffproduktivität (20 Beispiele, von Hyperautos und Wassernutzung über Baumwollproduktion und Landwirtschaft)
  • hin zu gesteigerter Transportproduktivität (10 Beispiele, von Videokonferenzen über Transportunsinn bei Erdbeerjoghurt und Alternativen zu ICE und Transrapid bis hin zu neuen Siedlungskonzepten)
Teil 2: Die Umsetzung - Effizienz muss sich lohnen
Hier werden erst allgemeine Marktprinzipien und deren Anwendung auf die Effizienzrevolution diskutiert. Gegen Ende werden Vorschläge für eine ökologische Steuerreform gemacht.
Teil 3: Die Umweltkrise zwingt zum Handeln
Da das Buch/der Bericht 1995 herausgebracht wurde, beschäftigt sich dieses Kapitel mit den Ergebnissen des Erdgipfels von 1992 in Rio de Janeiro (offiziell: United Nations Conference on Environment and Development – UNCED).
Im Anschluß werden offene Fragen (Stofflawinen) sowie die zur damaligen Zeit bestehende Umweltgesetzgebung unter die Lupe genommen - und kritisiert. Lösungsvorschläge werden teilweise direkt gemacht - oder kommen in Teil 4.

Teil 4: Zivilisationsfortschritte
Die Autoren versuchen sich an einer neuen Definition von Wohlstand und fordern die Abkehr vom reinen Bruttosozialprodukt-Denken. Auch das Thema Überalterung der Gesellschaft wird angesprochen, genauso wie der Zusammenhang von Freihandel und Umweltschutz.

Wie ging's mir als Leser?

Nun könnte ich meine Eingangsworte wiederholen...
Es war anstrengend, ...
Die Beispiele alle nachzuvollziehen und wirklich den jeweiligen Zusammenhängen ist zwar durchaus möglich durch die - Klappentext - "leicht verständliche Sprache". Und doch ist das alles keine Bettlektüre. Der Text ist durchaus dicht und verlangt die Aufmerksamkeit des Lesers - was ich nun nicht als Abwertung verstanden wissen möchte!
...hat gedauert,...
Da ich nun Bücher meist Abends vor dem Einschlafen lese - Ihr ahnt es - bin ich irgendwann nur noch zögerlich weitergekommen. War schließlich frustriert. Und beschloß eine Lesepause. Und das mitten in dem Abschnitt über die Transportproduktivität.
...aber endlich habe ich es geschafft...
Schließlich hat mich irgendwann der Ehrgeiz wieder gepackt (zum Glück!) und ich konnte mich durchringen das Ding zu Ende zu Lesen. Heute nachmittag im Garten bei strahlender Sonne habe ich die letzten Seiten umgeblättert.
und es hat sich gelohnt.
Dass das Thema Überalterung in diesem Kontext mit angesprochen wurde hat mich überrascht - nicht im Verlauf des Buches sondern rückblickend: In diesem Buch? 1995? als Chance, weniger als Risiko? (hat Minister Blüm deswegen seine berühmten Worte gesprochen...?)
Gerade der letzte Teil liest sich wie ein mutmachendes Zukunftsprogramm.

Mein Fazit

Vorneweg: Ich werde Faktor Fünf - den neuen Berich an den Club of Rome nicht lesen. Einfach weil noch zu viele Dingeseit 1995 offen geblieben sind und wir weit davon entfernt sind den Faktor Vier zu schaffen - und zwar im täglichen Leben!
Außerdem habe ich ja oben bereits gestanden, dass das Buch als Nebenher-Lektüre und Krimi-Ersatz ungeeignet ist. Will es ja aber auch nicht sein: Es öffnet die Augen für alles, was 1995 schon möglich war - und läßt erahnen, wieviel heute mehr als 15 Jahre später möglich wäre.

Es ist kein "grünes" Buch, es ist kein Wirtschaftsbuch - der Bericht schafft die Synthese zwischen beiden Welten. Falls jemand nach einer Basis für eine Koalition zwischen CDU und den Grünen sucht, in diesem Buch stehen die Grundlagen dazu.

Interessant für mich auch: die Position zum Thema Kernenergie. Meine Präferenz dürfte ja bekannt sein. Nun, der Bericht sagt klar, dass man nicht vom "übereilten Abschalten einigermaßen sicherer Atommeiler, wenn diese durch Fossilkraftwerke ersetzt werden" hält (Seite 279). Aber gleich im nächsten Satz: "... man darf nicht so tun, als stünde die Kernenergie im Zentrum des Klimaschutzes." Wie kommen die Autoren dazu? Auf Seite Seite 278 stellen sie ein einfaches Rechenexempel auf. Basis ist der Weltenergieverbrauch von 1995. Da macht Kernenergie 5 % der Deckung aus. Die damaligen Schätzungen gingen davon aus, dass sich der Verbrauch innerhalb von 40 Jahren verdoppeln wird. Schafft man es nun die Kapazität Kernkraft im gleichen Zeitraum zu verdreifachen, macht der Anteil an der dann gesamten Summe gerade mal 7,5 % aus. Zitat: "Ist das die Lösung?" Ich ergänze: Ist das die Zukunft? Nein. Siehe auch aktuellere Zahlen zum Energiemix sowie Schätzung der Entwicklung des Weltenergieverbrauchs bis 2060.

Ansonsten ist das Buch sehr ausgewogen, zeigt bewußt keine Utopie, sondern demonstriert das Machbare. Als Beispiel dafür seien die letzten Sätze hier zitiert:

"Märkte lassen uns alle sieben Todsünden feiern - außer der Faulheit, denn die ist schlecht für den Umsatz. [...]
Doch mit der Forderung nach Schranken für die Ökonomie lösen wir wieder andere Ängste aus, nämlich die vor einer autoritären, diesmal grün-gefärbten staatlichen Besserwisserei, die der Freiheit fesseln anlegt und im Totalitarismus enden kann.
Dieser Gefahr entgeht man dadurch, daß man die Regeln der Freiheit und der demokratischen Mitbestimmung hochhält. Wir brauchen einen offenen und andauernden Diskurs, in dem der Weg einer freien Ökonomie unter ständiger Beachtung der Wachstumsgrenzen festgelegt wird. Hier trifft sich unsere Kritik an der maßlosen Ökonomie mit der modernen Auffasung eines Coase, welche der Machtausübung durch Monopolisten und der Ausräuberung von Ressourcen den Riegel der Verhandlungslösung vorschieben will.Allerdings können an einer Runde über ökologische Zukunftsstrategien die wichtigsten Partner gar nicht am Verhandlungstisch sitzen: Es sind die künftigen Generationen und die der menschlichen Sprache nicht mächtigen Tier- und Pflanzenarten von heute und morgen."